- MAI 2017 – HERSBRUCK BEI NÜRNBERG
Inzwischen waren dreieinhalb Jahre vergangen – eine lange Zeit. Leo Schneeweiß dachte kurz zurück an diesen Oktober im Jahre 2013. Nachdem er mit dem Taxi vom Albrecht-Dürer-Airport in die Innenstadt fuhr, traf er sich mit Tatjana. Wie geplant bekam er von ihr neue Papiere und eine neue Identität. „Leonhard Marstaller“ – eine gute Wahl. Im Jahre 1488 wurde der echte Leonhard Marstaller in Nürnberg geboren und war ein katholischer Theologe der Reformationszeit. Darüber hinaus war Marstaller bis zu seinem Tode 1546 Domherr zu Eichstätt. An der damaligen Universität zu Ingolstadt war Marstaller ein anerkannter Professor und später sogar Dekan und Rektor.
Im ersten Moment musste Leo über seine neue Identität schmunzeln, „das ist genau die richtige Identität die ich für mein Vorhaben brauche“, dachte er.
Ausgestattet mit seinen neuen Papieren machte sich Leo damals in dieser kalten Oktober Nacht im Jahre 2013 auf den Weg in die Kirche von St. Leonhard. Er wusste genau, wo er suchen musste. Er betrat die Kirche durch den Seiteneingang und bewegte sich direkt auf den Altar zu. An der rechten Seite müsste der Hinweis, den er suchte, angebracht sein.
Doch seine Suche wurde jäh unterbrochen. Plötzlich leuchteten überall Scheinwerfer. Tom Debrel hatte Leo bereits erwartet und eine Falle gestellt. Die Kirche war umstellt von CIL Agenten.
Leo rannte so schnell er konnte hinauf auf den Glockenturm. Dies war sein Notausgang. Die Agenten jagten ihn die Treppenstufen hinauf und wollten ihn greifen. Doch gerade rechtzeitig erreichte er den kleinen Ausstieg im Turm. Dort hatte Leo seinen Fluchtweg angelegt. Ein Drahtseil und eine Metallrolle. Das Drahtseil schoss er mit einer speziellen Abschussvorrichtung hinaus zu einem Baum am Friedhof. Er sprang zu Ausstieg hinaus und gleitete am Drahtseil hinab zum Friedhof, rannte so schnell er konnte zu seinem Fluchtwagen und fuhr davon.
Tom Debrel war rot vor Wut. Wie konnte das passieren? Schon wieder war Leo entkommen und er hatte nichts in der Hand.
Leo wollte nichts riskieren. Gerade erst war er aus dem Untergrund aufgetaucht, und schon musste er wieder untertauchen. Er war keinen Schritt weitergekommen auf der Suche nach der goldenen Glocke.
Jetzt im Mai 2017 war eine lange Zeit vergangen. Er lebte unauffällig in einem Haus versteckt im Wald in der Erzgrube bei Hersbruck. Niemand hatte ihn bisher entdeckt. Es gab nur eine Zufahrt zu dem Grundstück und ringsherum ist grüner dunkler Wald. Das Gebäude war perfekt abgesichert und mehrere Wachhunde sorgten dafür, dass niemand von außen das Gebäude betreten konnte.
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